Jagen erfordert viele Fähigkeiten, und die Fähigkeit, gut zu zielen, ist nur eine davon – wenn auch eine von großer Bedeutung. Wenn Sie es gewohnt sind, mit einer Lichtoptik zu schießen, ist das gekonnte Einsetzen eines Wärmebildzielfernrohrs ein weiterer Kniff. Um das Vorgehen dabei zu erleichtern, haben wir zwei erfahrene Schützen, die Wärmebildoptiken anwenden, gebeten, ihre Tipps mit uns zu teilen. Stefan Orman, ein schwedischer Jäger und Schießausbilder im Militär, wird sich dabei mehr auf die Technik konzentrieren, während Riccardo Tamburini, ein italienischer Jäger, über sprechen wird, wie man die Wärmebildoptik effektiv einsetzt.
Riccardo: Üben, üben, üben. Wie man so schön sagt: „Übung macht den Meister“.
Stefan: Zuallererst müssen Sie sich eine gute Schussposition bringen. Und zu einer guten Schussposition gehört auch Ihre Technik – wie Sie Ihr Gewehr halten, wie Sie es an Ihre Schulter drücken, wie Sie den Rückschlag durch Ihren Körper laufen lassen. Und es ist wichtig, dass es in die richtige Richtung geht, da man sonst einen größeren Mündungsausschlag bekommt, was zu Ungenauigkeiten führt. Also, Schussposition. Sehr, sehr wichtig. Und ein weiterer Punkt ist die Stabilität. Sie sollten sich bequem hinter dem Gewehr ausruhen können. Egal ob Sie stehen, sitzen oder liegen. Sie sollten entspannt sein, aber dennoch einen festen Griff haben, damit Sie bei einem heftigen Rückschlag nicht bestraft werden.
Stefan: Zielfernrohre sind nur Werkzeuge. Und sie sind für unterschiedliche Dinge gut. Wenn Sie sich also ein Objektiv mit hoher Grundvergrößerung vornehmen, ist es natürlich sehr gut für große Entfernungen geeignet. Aber für den Nahbereich ist es furchtbar. Das beste Zielfernrohr wäre also dasjenige, das speziell für die Anwendung ausgelegt ist. Wenn Sie auf die Drückjagd gehen, wird ein parallaxenfreies Rotpunktzielfernrohr oder ein Zielfernrohr mit einer Basisvergrößerung von 1x, mit einem weiten Sehfeld und guter Lichttransmission, mit einer Vergrößerungsstufe von 1-4x oder vielleicht 1-8x wahrscheinlich Ihr Hauptzielfernrohr sein. Und wenn Sie eines dieser Zielfernrohre mit variabler Vergrößerung und geringer Parallaxe für die Drückjagd oder eines ohne Parallaxe bekommen können, dann ist das das beste Werkzeug für die Drückjagd. Wenn Sie auf die Pirsch gehen, wäre eine höhere Basisvergrößerung effizienter. Wie ein 2-12x, 3-20x. Aber Sie werden wahrscheinlich auch ein recht großes Objektiv brauchen, um eine gute Lichttransmission zu erreichen, denn Sie werden am frühen Morgen, am späten Abend und manchmal sogar in der Nacht unterwegs sein, wenn es dunkel ist. Und dann ist ein gutes Zielfernrohr mit einer guten Lichttransmission sehr, sehr wichtig.
Wenn Sie Wild jagen, das mit einem Wärmebildgerät gejagt werden darf, gelten dieselben Regeln.
Riccardo: Ich denke, das Wichtigste für diejenigen, die ihr Zielen mit einem Wärmebildzielfernrohr verbessern wollen, ist die Verwendung eines Entfernungsmessers – Entfernungen in der Nacht zu schätzen ist nicht einfach.
Dabei ist ein Ballistik-Rechner eine große Hilfe. So muss nicht mehrere Entfernungen zu seinen Profilen in dem Zielfernrohr hinzufügen. Dank Stream Vision Ballistics von Pulsar genügt es, das Zielfernrohr auf eine Entfernung einzuschießen und alle ballistischen Daten in ein Profil einzutragen. Die App führt dann die Korrekturen des Treffpunkts durch und zeigt sie auf dem Bildschirm des Zielfernrohrs an.
Riccardo: Thermion 2 LRF XP50, natürlich. Damit verfügt man über einen integrierten Entfernungsmesser, der auch im Scan-Modus arbeiten kann, so dass man nicht jedes Mal die Messtaste drücken muss.
Die Bildqualität von Thermion ist mittlerweile legendär, und ein klares Bild ist sehr wichtig, um die besten Ergebnisse beim Schießen zu erzielen. Die Möglichkeit, 8 Farbpaletten, 10 verschiedene Arten von Absehen und 11 Farben von Absehen zu wählen, lässt einen immer die beste Kombination zum Zielen zu finden. Schließlich hilft das Bild-in-Bild-Fenster sehr dabei, so genau wie möglich zu sein.
Riccardo Tamburini
Stefan: Der Schütze, der Jäger muss sich mit den Spezifikationen vertraut machen. Ich sage den Leuten immer, sie sollen auf das Sehfeld achten. Anhand des Sehfelds und der Entdeckungsreichweite kann man erkennen, für welchen Zweck das Zielfernrohr gebaut wurde. Das Teuerste ist also nicht immer das Beste, und das Billigste ist nicht immer das Schlechteste. Wenn man ein Zielfernrohr mit geringerer Leistung hat, ist es mit weniger Material, z. B. mit einer kleineren Objektivlinse, gemacht. Und in einigen Fällen sogar mit einem kleineren Sensor. Sehen Sie sich das Talion XG35 an. Ein absolut erstaunliches Zielfernrohr mit großem Sehfeld. Sogar ein größeres Sehfeld als das des Thermion 2 LRF XP50 Pro. Es hat zwar eine höhere NETD, aber für die meisten Jagden in Europa, z. B. auf Schwarzwild, mag man das weite Sehfeld lieber.
Wenn man jedoch auf Fuchsjagd geht oder auf große Entfernungen schießt, und es ist erlaubt, wie im Vereinigten Königreich oder in den USA, wo man Kojoten oder Ähnliches jagt, dann ist bei der Auswahl eher die Entfernung ausschlaggebend. Ich würde mich für ein größeres Objektiv und kleinerem Pixelabstand entscheiden. Man bekommt eine größere Pixeldichte und eine höhere Basisvergrößerung.
Aber denken Sie daran, kein Zielfernrohr wird Sie zu einem besseren Schützen machen. Das Zielfernrohr ist nur ein Hilfsmittel, damit es leichter geht.
Stefan: Zunächst einmal haben sie in der Regel keine gute Technik, mit der sie beginnen können. Sie haben es nie gelernt. Sie fangen also an, sich ein Verhalten anzueignen, das ihnen nicht weiterhilft. Also, der erste Schuss, gute Abzugsbewegung, gute Schussposition, bei der man eine sehr gute Stabilität hat und den Rückschlag richtig auffängt, und man auch atmet. Man soll das Atmen nicht vergessen. Atmen ist super, super wichtig, damit man es richtig hinkriegt.
Es gibt eine Menge Leute da draußen, die viel in Wettkämpfen schießen, wie IPSC, PRS, usw. Ich würde dringend empfehlen, einen dieser Schützen um Hilfe zu bitten, denn sie können dir zeigen, wie du dich verbessern kannst.
Einer der größten Fehler, den ich bei den Leuten sehe, vor allem wenn sie auf ein Tier trainieren, das sich bewegt, wenn sie den Verschluss beim Nachladen ihrer Gewehre betätigen. Sie heben ihren Kopf hinter dem Zielfernrohr hervor. Man sollte immer nachverfolgen, d. h., wenn man nach unten schaut, hat man das Zielobjekt im Auge; ist man auf das Zielobjekt fixiert. Immer. Man lässt einfach nicht ab, zu zielen. Und während man den Abzug langsam zieht, verlieren man nie sein Ziel aus den Augen. Und wenn der Schuss losgeht, sollte das eine Überraschung sein. Wenn Sie versuchen, den Boom zu antizipieren, dann machen Sie es falsch. Sie müssen sich selbst überraschen. Und wenn es „knallt“, zielen Sie durch den Knall hindurch. Zielen Sie weiter. Konzentrieren Sie sich einfach auf das Zielen. Das nennt man „durchziehen“.
Wenn Sie versuchen, den Schuss zu antizipieren, bedeutet das, dass Sie sich auf den Rückschlag einstellen, und dann werden Sie daneben schießen. Das ist ein sehr, sehr schlechtes Verhalten, das Sie sich nicht zulassen sollten. Und eine einfache Lösung ist immer, ohne Munition zu schießen. Gehen Sie ohne Munition raus. Lassen Sie sich von einem Freund beobachten. Wenn Sie den Abzug ziehen, werden sie es sehen. Schießen Sie mit offenen Augen. Üben Sie das – es ist sehr, sehr wichtig. Das ist notwendig, damit Sie das Zielobjekt vor Ihnen im Auge behalten können. Wenn man mit einem geschlossenen Auge schießt und eine hohe Vergrößerung hat, kann einen der Mündungsausschlag verwirren. Die Zielerfassung kann langsam sein. Also beide Augen offen. Ihr Sehen muss so professionell wie möglich sein.
Riccardo: Die Wärmebildtechnik liefert kein echtes Bild. Das Zielobjekt, das Sie auf dem Bildschirm sehen, ist das Ergebnis einer Summe von Schritten: Die Germaniumlinse sammelt die Wärmestrahlung, die dann vom Sensor in einem Algorithmus verarbeitet wird. So können Sie ein neu aufgebautes Bild auf dem Bildschirm sehen. Obwohl die Qualität sehr gut ist, gibt es einige Dinge zu beachten: Zunächst einmal beeinflussen digitale oder Wärmebild-Geräte die allgemeine Dimension eines Objekts stark. Dann ist es sehr schwierig, die Entfernung zu einschätzen. Und das letzte Problem ist, dass die digitale Vision die Schärfentiefe zusammenzieht: Es ist nicht einfach einzuschätzen, wie weit zwei verschiedene heiße Zielobjekte voneinander entfernt sind; dies geschieht vor allem bei Geräten mit einer Basisvergrößerung von 1x, aber, Gott sei Dank (und F&E-Abteilung), Pulsar hat kein Gerät mit diesem Eingangswert: Sie werden einen kleineren Sehfeldwinkel haben, aber man kann die Schärfentiefe besser verstehen. Dann kann Ihnen nur helfen, was Sie wissen, (was aber manchmal nicht ausreicht), aber wenn Sie einen integrierten Entfernungsmesser oder ein anderes Gerät mit dieser wichtigen Funktion haben, werden Sie 100 % genau sein.
Riccardo: Es hängt davon ab, wie viel Zeit Sie auf einem Schießstand verbringen und wie viel Zeit Sie in der freien Natur verbringen, um Tiere mit Ihrem Wärmebildgerät zu beobachten. Viele Leute denken, dass man ein Monokular braucht, um Tiere in der Nacht im Feld zu beobachten, aber ich schlage immer vor, dass die Leute ihr Wärmebildfernrohr (natürlich ohne Gewehr) als Monokular benutzen, um ihr Gerät besser einzuschätzen, wenn sie es als Fernrohr benutzen. Oder nehmen Sie zum Vergleich einen Freund mit, der ein anderes Wärmebildgerät hat.
Ein weiterer Tipp ist, beim Beobachten von Tieren mit verschiedenen Absehen zu spielen (wiederum ohne das eigentliche Gewehr). Ich benutze M56Fi: der Abstand der Punkte in den Absehen Linien (von der Mitte) ist 10 cm auf 100 Meter, das einfach zu wissen, lässt einen die Körperdimensionen der Tiere einschätzen. Wenn Sie keinen ballistischen Rechner haben, können Sie diese Informationen verwenden, um Ihren Treffpunkt zu korrigieren.
Stefan: Um gut zu zielen, braucht man nicht viel Zeit, wenn man es grundsätzlich richtig macht. Was schwer zu meistern ist, ist die Technik. Man muss auf dem Schießstand sein, man muss sich ermahnen, alles jedes Mal genau gleich zu machen. Ein Freund von mir hat einmal etwas Kluges gesagt: „Es ist nicht schwer, gut zu schießen. Es ist schwierig, alles jedes Mal genau gleich zu machen.“
Stefan: Der beste Weg, sich schnell zu verbessern, ist zu üben. Im Ernst: Wenden Sie sich an Leute, die wissen, wie man schießt. Ich würde mich an Wettkampfschützen wenden. Diese Leute sind die absolut besten Helfer. Oder wenn Sie einen Freund haben, der Schießausbilder bei der Armee ist. Aber IPSC- und PRS-Schützen sind die besten, weil die Techniken, die sie verwenden, viel besser für die Anwendung im Feld geeignet sind, wenn wir jagen, als die olympischen Schützen.
Damit will ich nicht sagen, dass wir herumlaufen und Tiere erschießen, denn das ist nicht unsere Aufgabe. Aber wir geraten in Stresssituationen, in denen die Dinge ziemlich schnell passieren. Und das bedeutet, dass wir nicht immer die Lehrbuchposition einnehmen können.
Riccardo: Ich weiß, dass es nicht einfach ist, ein hochwertiges Wärmebildfernrohr zu bekommen, aber ich empfehle jedem potenziellen Nutzer, sich die zusätzliche Ausgabe zu leisten, um das beste Gerät auf dem Markt zu bekommen für ihn oder sie. Wie wir in Italien sagen: „Wer mehr ausgibt, spart mehr“. Auf diese Weise erhalten Sie ein Gerät mit erstklassigen Komponenten, das Ihnen in jeder Entfernung das bestmögliche Bild liefert, ohne dass der Prozessor ein aufwendiges Programm durcharbeiten muss. Das macht das Ergebnis besser als das Echte.
Stefan Orman
Bevor Sie ein Nacht- oder Wärmebildgerät kaufen, vergewissern Sie sich bitte, dass Sie die örtliche Gesetzgebung einhalten und es nur verwenden, wenn es erlaubt ist. Unsere Botschafterinnen und Botschafter kommen aus verschiedenen Ländern und sind viel unterwegs, was ihnen die Möglichkeit gibt, verschiedene Geräte zu testen. Wir fördern oder unterstützen keinerlei gesetzwidrige Nutzung unserer Geräte irgendwelcher Art. Wenn Sie mehr über die Vorschriften bezüglich der Ausfuhr- und Verkaufsbeschränkungen erfahren möchten, besuchen Sie bitte den folgenden Link: Richtlinie für Export- und Verkaufsbeschränkungen.